MEINE HALTUNG VON JEMEN-CHAMÄLEONS

Ausführliche Grundinformationen / Haltungsbericht

Stand 2012

 

Ich möchte hier gerne von meiner eigenen Haltung der Jemen-Chamäleons und meinen Erfahrungen berichten. Wenn ich mich auf Angaben aus dem Internet beziehe, vermerke ich die entsprechende Quelle.

 

Jemen-Chamäleons sind absolute Einzelgänger und sollten niemals paarweise oder gar in Gruppen gehalten werden. Lediglich zur Verpaarung werden das Männchen und das Weibchen kurzzeitig zusammen gesetzt. Ebenfalls muss sicher gestellt werden, dass die Chamäleons weder Blickkontakt zu Artgenossen noch zu anderen Reptilien haben.

Ebenso ungünstig ist das Aufstellen von Terrarien (auch wenn sie nur von z.B. Wirbellosen bewohnt werden) oder Glasvitrinen gegenüber des Chamäleon-Terrariums, da sich das Chamäleon darin spiegeln kann. Selbst im Abstand von 3-4 m kann dies problematisch werden, denn Chamäleons haben sehr guten Augen und sehen ihr Spiegelbild auch auf weite Entfernung. Dies bedeutet Dauerstress für die Tiere, da sie in dem Spiegelbild einen potentiellen Revierrivalen sehen (dies gilt auch für Weibchen!). Dauerstress wiederrum begünstigt den Ausbruch von Krankheiten.

Ebenso sollten Fotos/Poster von Chamäleons nicht in Blickrichtung der Chamäleons aufgehängt werden.

 

Jungtiere können bis zum Alter von 3 Monaten bei ausreichendem Platzangebot und reichlich Deckung in Form von ganz vielen Pflanzen normalerweise relativ problemlos zusammen gehalten werden. Jedoch sollte spätestens nach 3 Monaten eine Trennung der Jungtiere, insbesondere der Männchen erfolgen.

Ein verantwortungsbewusster Züchter gibt seine Chamäleon-Nachzuchten niemals im Alter von weniger als 3 Monaten ab. Bis zu diesem Alter sind sie noch nicht robust genug für eine Abgabe, jeglicher Stress in Form von Transport und Umgebungswechsel kann Krankheiten hervor rufen (z.B. Parasiten im Darm).

 

Die Frage, ob Jemen-Chamäleons für Anfänger geeignet sind, beantworte ich grundsätzlich zunächst mit „ja“, allerdings nur, wenn man bereit ist, sich intensiv über die Haltung zu informieren. Es gibt einiges zu beachten, wovon der Gesundheitszustand und die Lebenserwartung eines Chamäleons abhängig ist, aber mit dem entsprechenden Interesse und der Bereitschaft, sich dieses Wissen anzueignen, steht einer gesunden und langen Lebensdauer des Pfleglings nichts mehr im Wege.

 

Terrarienmindestgröße:

Zunächst einmal ist es wichtig zu wissen, ob ein Männchen oder ein Weibchen gehalten werden soll. Das wirkt sich nämlich enorm auf die Mindestgröße des Terrariums aus.

„Chamäleons-online“ gibt folgende Faustformel als Mindestgröße (reine Kletterfläche!) des Terrariums an:

  • Kürzere Kante der Grundfläche (in cm) => 3 x KRL
  • Längere Kante der Grundfläche (in cm) => 4 x KRL
  • Höhe (in cm) => 6 x KRL

Quelle: http://chamaeleons-online.com/wiki/Groesse

(Update 2015: die Seite Chamäleons-online scheint es nicht mehr zu geben)

 

Mein Männchen hat eine Kopf-Rumpf-Länge (KRL, also ohne Schwanz) von 28 cm. Da wären die Mindestmaße mit der o.g. Faustformel folgende:

  • Tiefe des Beckens mindestens => 84 cm,
  • Breite des Beckens => 112 cm und
  • Höhe des Beckens => 168 cm.

Dies sind wohlgemerkt die Mindestmaße der reinen Kletterhöhe. Dazu rechnen muss man noch den Bodengrund (Erde) und einen Lichtkasten, der mindestens 30 cm hoch sein sollte. Sämtliche Licht-technik muss nämlich unbedingt außerhalb des Beckens angebracht werden!

Das Forum Terraon.de gibt folgende Mindestgröße an: Höhe 150 - 180 cm, Breite und Tiefe je 80 cm.

Meine Meinung: Für ein adultes Männchen halte ich diese Beckengröße für viel zu klein!!

 

Höhe des Bodengrundes:

Weibchen, auch wenn sie nie verpaart werden, produzieren manchmal Eier (unbefruchtete). Diese müssen sie ablegen können, sonst bekommen sie Legenot und versterben daran elendig (die Eier verschimmeln im Körperinneren). Sie benötigen einen mindestens 25-30 cm hohen Bodengrund, in freier Natur buddeln sie ihre Eier in eine Tiefe von mind. ca. 50 cm ein. Also 30 cm Bodengrund sind meiner Meinung nach absolutes Minimum bei einem Weibchen.

Bei Männchen ist der Bodengrund eher zweitrangig. Da dient dieser lediglich zum Einpflanzen der Terrarienpflanzen und zum Erhalt der Luftfeuchtigkeit.

 

Weibchen werden mit einer KRL von ca. 20 cm deutlich kleiner als Männchen. Bei Weibchen wären dann die Mindestmaße des Terrariums bei einer KRL von 20 cm = Mindesttiefe: ca. 60 cm, Mindestbreite 80 cm, Mindesthöhe 120 cm.

Bei der Höhe kommt dann noch 30 cm Bodengrund und 30 cm Lichtkasten dazu, dann hat man eine Gesamthöhe von 180 cm.

 

Das Terrarium von meinem Jemen-Chamäleon-Weibchen Cleo hat folgende Maße:

  • 128 cm breit
  • 60 cm tief
  • 206,5 cm hoch, davon entfallen 40 cm auf den Bodengrund und 25 cm auf den Lichtkasten (der leider schon fast zu knapp ist, hatte nicht damit gerechnet, dass die UV-Lampe mit Fassung so lang ist, deshalb empfehle ich 30 cm Höhe). Reine Kletterhöhe sind also ca. 140 cm. Und die nutzt sie auch voll aus.

 

Baukosten:

Man wird wohl nirgendwo ein für Chamäleons wirklich geeignetes Glas-Terrarium zum Kauf finden, das die Anforderung an Mindestgröße und großen Gazeflächen erfüllt. Es sei denn, es wird auf Maß angefertigt. Die günstigere Alternative wäre der Eigenbau. Da empfiehlt sich der Bau aus Holz, das im Gegensatz zu Glasterrarien auch noch bessere Wärmedämmungs­eigenschaften aufweist.

Man kann zwar das Terrarium aus kostengünstigen OSB-Platten bauen, jedoch braucht es hierbei eine mindestens dreischichtige Versiegelung mit Epoxid-Harz. Sonst fängt das Ganze an zu schimmeln. Als „Bodenwanne“ benötigt man dann noch Teichfolie und/oder Dichtschlämme. Und schon wird es am Ende doch wesentlich teurer.

Um mir die Versiegelungsarbeit zu ersparen, habe ich mich für Siebdruckplatten entschieden. Diese sind absolut wasserdicht und brauchen nicht versiegelt werden. Ich habe sie im OBI gekauft, 15 mm Stärke, für einen qm-Preis von 28,99 Euro (oder 28,95 Euro?). Reiner Holzpreis für das Becken von Cleo lag somit bei 185 Euro. Beim OBI wurden die Platten kostenlos auf Maß geschnitten.

Die Scheiben (6 mm Float-Glas, Kanten geschliffen) lagen ca. bei 120 Euro.

 

Terrarienwand

 

Bodengrund:

Auf jeden Fall zu empfehlen ist eine Drainage-Schicht aus Hydrotonkugeln oder Seramis, die mindestens 2-3 cm hoch ist. Darüber kommt Erde. Ich habe nicht chemisch gedüngte Bio-Erde vermischt mit Spielkastensand und zusätzlich Walderde (um Leben in den Boden zu bekommen, quasi die Bodenpolizei, die sich um Schimmel, Kot u.s.w. kümmert) gemischt.

 

Pflanzen und Kletteräste:

Eine zu dichte Bepflanzung gibt es nicht, je mehr, desto besser! Das Chamäleon muss sich zurückziehen können. Nicht alle Pflanzen sind ungiftig. Geeignet sind z.B. Ficus-Arten und als rankende Pflanze Efeutute. Wer bunte Farben mag, kann auch noch Passionsblumen (Passiflora) als Rankpflanzen einsetzen. Als weitere Farbtupfer im Terrarium können Orchideen und Bromelien verwendet werden. Bromelien sollten allerdings so gepflanzt werden, dass sich kein Wasser in den Blattkelchen sammeln kann. Das darin stehen bleibende Wasser kann sich nämlich schnell zu einer Keimschleuder entwickeln und vom Chamäleon geschossen werden, wenn sich ein Futtertier dort hinein verirrt.

Dann braucht man noch jede Menge Kletteräste (keinen Bambus, dieser ist zu glatt!!), der Fußgröße des Chamäleons angepasst (also anfangs filigran, später stabiler). Entweder man kauft sie sich z.B. auf Reptilienbörsen oder man nimmt sich Äste und Zweige aus dem Wald (mit heißem Wasser vorher gut abschrubben und Rückstände von Vogelkot (Bakterien) zu entfernen). Optisch besonders reizvoll sind in meinen Augen Korkenzieherhasel-Zweige.

 

Beleuchtung:

Die Beleuchtung ist sehr wichtig und man kann leider viel verkehrt machen. Eine vernünftige UV-Lampe ist das A und O. Es gibt nur wenige empfehlenswerte UV-Lampen:

  • Lucky Reptile Bright Sun UV,
  • Solar Raptor UV oder
  • Lightstorm UV.

(Bei den meisten Terrarien ist bei diesen UV-Lampen die Wattstärke 70 Watt empfehlenswert.)

Diese UV-Lampen gibt es auch als Komplett-Sets inkl. Vorschaltgerät u. Keramikfassung zu kaufen, zum Beispiel hier:

  • Lightstorm UV Lampe im Set: >>klick<<
  • Solar-Raptor UV Lampe im Set: >>klick<<
  • Bright Sun UV Lampe im Set: >>klick<<

Nur diese UV-Lampen sondern für Chamäleons ausreichend UV ab, alle anderen sogenannten UV-Lampen (insbesondere in Form von gedrehten Energiesparlampen) sind absolut ungeeignet und können sogar Augenschäden hervor rufen.

Bei den o.g. Lampen handelt es sich um HQI-Lampen, diese benötigen ein adäquates Vorschaltgerät. Außerdem braucht man wegen der Hitzeentwicklung unbedingt eine Keramik­fassung (E 27). Ein Reflektor ist nicht erforderlich, da Bright Sun und Solar Raptor bereits als Reflektor gebaut sind.

Desweiteren braucht man noch eine Grundbeleuchtung (z.B. T5 oder T8-Röhre oder noch besser HQL- oder HQI-Strahler) und als Wärmespot z.B. die Osram PAR 38. Je nach Zimmertemperatur benötigt man möglicherweise sogar noch mehr Wärmespots und bei sehr großen Terrarien gegebenenfalls auch noch mehr Grundbeleuchtung. Zu hell gibt es nicht. Chamäleons sind Sonnenanbeter (heliophil), je heller, desto besser!

 

Meine Lampenset-Empfehlung:

  • eine der oben genannten 3 Marken-UV-Lampen (Bright Sun oder Solar Raptor oder Lightstorm) 70 Watt mit entsprechendem Vorschaltgerät
  • dazu einen HQI-Strahler in 70 Watt mit entsprechendem Vorschaltgerät >>klick<<
  • 2 Leuchtstoffröhren aus dem Baumarkt (T5 oder T8) in Breite des Beckens

Dies sollte von der Temperaturentwicklung im Terrarium ausreichen, sofern das Terrarium in einem warmen Raum steht (z.B. Wohnzimmer) in dem die Zimmertemperatur tagsüber immer mindestens 22 Grad beträgt. Sollte die Umgebungstemperatur kühler sein, empfiehlt sich ggfl. noch ein zusätzlicher Wärmespot, z.B. eine PAR38 mit 80 Watt aus dem Baumarkt.

Ich habe die Lampen folgendermaßen im Lichtkasten angeordnet:

 

Leuchtmittelanordnung im Lichtkasten

Grafik: Anordnung der Leuchtmittel im Lichtkasten. Lichtkasten von unten gesehen.

 

Die Beleuchtungsdauer beträgt im Sommer mind. 12 Stunden pro Tag, im Winter 10 Stunden pro Tag.

Alternativ zur Bright Sun / Solar Raptor / Lightstorm kann man auch die Osram Vitalux 300 Watt verwenden, diese ist jedoch nicht zum Dauereinsatz gedacht (lediglich stundenweiser Einsatz)! Empfohlen wird jedoch in Internetforen der Dauereinsatz von Bright Sun, Lightstorm oder Solar Raptor.

Bei allen Lampen ist unbedingt auf den Mindestabstand zu achten. Und zwar der Mindestabstand zum Tier (Man zählt also die Höhe des Tieres zum höchsten Punkt (Sonnenplatz) dazu).

Bei Jungtieren ist der Abstand zur Gaze sehr wichtig, denn Jungtiere klettern gerne kopfüber unter der Gaze entlang. Hängt das Leuchtmittel zu nah über der Gaze, könnten sie sich schlimm verbrennen.

Bislang hatte ich zur Aufzucht eine Solar Raptor UV-Lampe mit 35 Watt im Abstand von 25 cm über der Gaze. Inzwischen sind die Jungtiere 3 Monate alt und vertragen intensivere UV-Strahlen. Die Solar Raptor 35 Watt habe ich seit 05.10.2012 durch eine Lightstorm UV 70 Watt ersetzt, diese hat einen Abstand von etwas über 40 cm bis zur Gaze:

 

Mindestabstand Beleuchtung

 

Bei den oben erwähnten Vorschaltgeräten gibt es Unterschiede:

  • Es gibt die konventionellen Vorschaltgeräte (KVG), diese sind recht globig, schwer, werden sehr heiß und beim Einsatz dieser Variante muss die UV-Lampe jedes halbe Jahr ausgewechselt werden (UV-Leistung nimmt rapide ab).
  • Dann gibt es noch die elektronischen Vorschaltgeräte (EVG) (diese sind kompakt, werden nicht ganz so heiß). Bei den  EVGs sollte man die UV Lampe einmal jährlich austauschen.

Die anfänglich teureren EVGs rentieren sich also sehr schnell, da das Leuchtmittel nicht so häufig gewechselt werden muss. Es muss auch nicht zwingend ein Vorschaltgerät von Lucky Reptile oder Solar Raptor sein, Vorschaltgeräte von z.B. Osram sind genauso geeignet, solange die Wattzahl stimmt.

Eine Regenanlage habe ich nicht verbaut. Ich sprühe mindestens 2 Mal täglich per Hand. Pro Terrarium gelangt so pro Tag ca. 1 Liter Wasser ins Becken. Gegebenenfalls muss man die Pflanzen im Terrarium zusätzlich gießen.

 

Gaze-Öffnungen/Belüftungsflächen:

Ausreichende Belüftungsflächen sind extrem wichtig bei Chamäleons. Sie kriegen sonst schnell ein Lungenproblem. Zwei Drittel einer Seitenfläche sollte komplett aus Metallgaze bestehen sowie der gesamte Terrariumdeckel (also zwischen Terrariumende oben und Lichtkasten). Der Lichtkasten oben ist dann logischerweise komplett offen, die Lampen werden an quer verlaufenden Holzstreben befestigt.

Alternativ kann man anstelle der Frontscheiben die Front aus Gaze anfertigen.

 

Kostenpunkt:

Die Gesamtkosten für das größte meiner Terrarien (Siebdruckplatten, komplette Einrichtung (Pflanzen, Äste, Bodengrund, uws.), Aquariensilikon zum Versiegeln der Stoßkanten/ Fugen des Holzes, Front-Glasscheiben) lag bei rund 400 Euro. Dazu kommt noch das gesamte Beleuchtungs-Setup. Je nachdem, für welche Lampensets, HQI-Lampen u. Leucht- stoffröhren man sich entscheidet, ist man auch nochmal schnell bei zusätzlichen 200 Euro.

 

Aufzuchtterrarien:

Manche nutzen zur Aufzucht des Chamäleons erst einmal ein kleineres Becken. Erst, wenn das Chamäleon ca. 1 Jahr alt ist, wird es ins Endterrarium umgesetzt. Das ist Geschmackssache (oder Kostenfrage). Dem Chamäleon selber macht es nichts aus, schon direkt im Alter von 3 Monaten in so ein riesiges Terrarium gesetzt zu werden.

Da sollte man sie nur an die „Becher-Fütterungsmethode“ gewöhnen. Das bedeutet, entweder man befestigt einen nicht durchsichtigen Becher im Terrarium, in dem die Futtertiere herum laufen oder man bietet dem Chamäleon diesen Becher mit Futtertieren direkt per Hand an. So hat man die Kontrolle, wie viel das Chamäleon tatsächlich gefressen hat und es laufen nicht unkontrolliert Futtertiere im Terrarium herum, die schlimmstenfalls Schäden an der Bepflanzung oder sogar am Tier (Anknabbern während des Schlafes) verursachen könnten.

 

Brunnen/Vernebler??

Ein Brunnen oder ein Vernebler haben in einem Chamäleon-Terrarium nichts verloren. Brunnen sind absolute Keimschleudern und Vernebler führen viel zu schnell zur Verkeimung bzw. Verpilzung der Lungen.

Stattdessen kann man einen Dripper als Trinkwasserversorgung anbieten. Chamäleons trinken kein stehendes Wasser, nur tropfendes. Entweder von der Pipette, oder vom Dripper oder sie lecken/schießen die herrunter tropfenden Wassertropfen von den Blättern.

 

Terrarienform:

Ein Terrarium, das breiter als hoch ist, nützt einem Baumbewohner wie dem Jemen-Chamäleon recht wenig. Sie brauchen mehr Höhe als Breite. Es kann aber auch gerne genauso hoch wie breit sein, wenn man den Platz dafür hat.

 

Fütterung:

Junge Chamäleons bis zum Alter von 6 Monaten dürfen noch täglich gefüttert werden. Es dürfen mehrere kleine Futtertiere täglich sein. Diese müssen unbedingt entsprechend supplementiert werden (siehe „Supplementierung“). Die Größe der Futtertiere darf maximal die Breite des Maules im Seitenprofil betragen, also quasi von Maulspitze vorne bis Mundwinkel.

Ab dem Alter von 6 Monaten ist einmal wöchentlich eine Futterpause einzulegen. Diese Futterpausen steigern sich im Laufe der Zeit. Adulte Jemen-Chamäleons bekommen nur noch 2 bis 3 Mal pro Woche Futter. Menge pro Fütterung: ein mittleres (z.B. adulte Grille) und ein kleines Futtertier (z.B. kleine Schabe) oder alternativ eine (sub)adulte Heuschrecke als einziges Futtertier.

Eine zu häufige Fütterung sorgt für Verfettung der inneren Organe. Man kann einem Chamäleon eine Verfettung von außen nicht ansehen, die Rippen sind immer zu sehen. Lieber sparsam füttern, bevor eine Leberverfettung entsteht und zum frühzeitigen Tod des Tieres führt.

Meine Chamäleons beziehen ihren Wasserbedarf beinahe ausschließlich aus Gurkenscheiben. Hin und wieder auch aus schmalen Paprikastreifen. Aber nicht alle Chamäleons nehmen das an. Ich bestäube die Gurken-/Paprikastreifen immer mit Calcium und die Futtertiere mit Korvimin (siehe „Supplementierung“). Gurkenscheiben biete ich täglich an. Der Dripper wird leider nicht genutzt. Ebenso wird eher selten das Wasser von den Blättern geleckt. Aber das kann von Tier zu Tier unterschiedlich sein. Das Calcium/Phospor-Verhältnis von Gurke und Paprika ist zwar eher nicht so ideal, aber da ich die angebotenen Scheiben/Streifen immer mit Calcium bestäube, sollte das Verhältnis verbessert werden.

 

Obst darf auf gar keinen Fall angeboten werden! Obst enthält Zucker und dieser würde das Pilzwachstum im Darm des Chamäleons fördern, an pathogenen Pilzen kann ein Chamäleon ernsthaft erkranken.

 

Futterinsekten sollten möglichst abwechslungsreich angeboten werden:

  • Mittelmeergrillen
  • Zweifleckgrillen
  • Heimchen
  • Heuschrecken
  • diverse Schabenarten
    • argentinische Waldschaben = Blaptica dubia
    • grüne Schaben = Panchlora nivea / Panchlora spec. giant
    • Schokoschaben = Shelfordella tartara
    • Pfefferschaben = Archimandrita tesselata usw.
  • kubanische Blattschrecken = Stilpnochlora couloniana
  • diverse Fliegen, gut geeignet sind Soldatenfliegen (auch die Maden dieser),
  • selten: Zophobas oder Bienenmaden (die aus den Bienenmaden schlüpfenden Wachs­motten dürfen dagegen ruhig häufiger angeboten werden)

…und so weiter. Auf gar keinen Fall einseitig ernähren!

 

Supplementierung:

Damit das Chamäleon ausreichend mit Vitaminen und Mineralien versorgt wird, muss das Futter bestäubt werden. Als Vitaminpräparat empfiehlt sich Korvimin ZVT+Reptil. Dieses wird im Kühlschrank aufbewahrt und kurz vor der Fütterung über das Futtertier gestäubt. Andere Vitaminprodukte sind nicht zu empfehlen, da die Zusammensetzung oftmals nicht passend ist, z.B. Überdosierung von Vitamin A.

Korvimin ist ebenfalls sparsam zu dosieren, da auch hier eine Überdosierung möglich ist.

Als Calcium-Präparat empfehle ich kleingeriebene Sepiaschale. Bei einem gesunden Chamäleon kann man Calcium nicht überdosieren und gerade in der Wachstumsphase wird dies zum Aufbau der Knochen besonders benötigt. Ebenso zur Eiproduktion.

 

Reptilienkundiger Tierarzt:

Der mir nächstgelegene reptilienkundige Tierarzt ist in Düsseldorf (ca. 1 Stunde Fahrtzeit pro Strecke). Dort gibt es sogar zwei reptilienkundige Tierärzte: Dr. Biron und Dr. Straub. Das sollte man auch wissen, bevor man sich ein Tier anschafft. ;-)

Mit einem Reptil zu einem normalen Kleintierarzt zu gehen, wäre das selbe, als wenn ich mit einem Bandscheibenvorfall zum Augenarzt gehen würde – also völlig ungeeignet und nicht empfehlenswert.

 

Kotproben:

Mindestens einmal jährlich sollte man eine frische Kotprobe zum Tierarzt bringen bzw. zuschicken. Dr. Biron z.B. besitzt hierfür im Internet ein spezielles Formular:

http://www.biron.de/labor/versand.html

Diese Probe wird auf Bakterien, Würmer usw. untersucht. Selbst ein sehr gesund wirkendes Chamäleon kann Parasiten im Darm haben. Wenn diese rechtzeitig erkannt werden, ist eine Behandlung kein Problem. Warum eine Kotprobenuntersuchung so wichtig ist, kann man >>hier<< nachlesen.

 

Zutraulichkeit:

So schön es auch ist, ein zutrauliches Chamäleon zu haben, das keine Angst vor dem Besitzer hat, weiß man nie, was für einen Charakter das eigene Tier entwickelt. Meistens sind die Tiere anfangs sehr scheu. Sie gewöhnen sich aber schnell an tägliche Routinen wie z.B. das tägliche Sprühen mit der Sprühflasche. Meine drei Chamäleons sind alle sehr zutraulich, haben keinerlei Angst vor dem Menschen. Bei Cleo hat es etwas gedauert, sie war anfangs sehr scheu. Erst im Alter von anderthalb Jahren wurde sie zutraulicher.

Chamäleons sind jedoch keine Kuscheltiere. Man darf sie niemals zwingen, auf die Hand zu kommen. Gleiches gilt für das Herausnehmen aus dem Terrarium. Manchmal ist es zwar nötig (wiegen, Tierarzt, usw.), aber es sollte nicht ständig gemacht werden, wenn das Tier deutlich dadurch gestresst wird. Jegliche Art von Stress kann der Auslöser von Krankheiten sein.

Anzeichen wie fleckige Zeichnung, dunkel verfärben, flüchten oder sogar anfauchen sind ganz eindeutig ein Zeichen dafür, dass das Chamäleon in Ruhe gelassen werden möchte. Ein verantwortungsbewusster Halter gönnt seinem Tier diese Ruhe und beobachtet es lieber aus einer gewissen Entfernung.

 

Hygiene:

Egal, ob das Tier zutraulich ist und gerne mal auf die Hand des Besitzers klettert, oder einfach im täglichen Umgang z.B. bei der Zubereitung des Futters, man sollte unbedingt immer bei jeglichem Kontakt vorher seine Hände mit Seife waschen! Der Mensch schleppt eine Menge Bakterien mit sich herum. Einige könnten dem Chamäleon gefährlich werden. Gleiches gilt natürlich auch umgekehrt, deshalb auch nach dem Kontakt unbedingt immer die Hände mit Seife waschen.

 

Meldepflicht:

Jemen-Chamäleons sind meldepflichtig und müssen bei der zuständigen Behörde mit der ausgehändigten Herkunfts-/Züchterbescheinigung angemeldet werden. Im Kreis Borken ist diese Behörde das Veterinäramt des Kreises Borken, Burloer Str. 93, 46359 Borken.

 

 

Fazit:

Nunja, die Haltung von Chamäleons ist halt nicht ganz so einfach und es gibt einiges zu beachten, aber das sollte einem der Pflegling auch wert sein.

Leider werden sie zu oft falsch gehalten und dann wundern sich die Leute, warum das Chamäleon mit 1-2 Jahren an Parasiten oder Rachitis (Knochenkrankheit) verstirbt, Verbrennungen erleidet durch Lampen, die innerhalb des Terrariums angebracht sind oder Augenschäden durch falsche UV-Lampen davon trägt.

 

 

Als grundlegende Informationen zum „Einstieg“ in die Jemen-Chamäleon-Haltung sollten diese Informationen vielleicht erst einmal ausreichen. Sollten darüber hinaus noch weitere Fragen auftauchen, könnt ihr mich gerne über das Kontaktformular anmailen.

 

Jemen-Chamäleon Weibchen

 

 

Alle Informationen noch einmal stichpunktartig in einer Schnellübersicht:

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